DIAMANTHANDEL

Aus dem Studium indischer Lapidarien geht hervor, dass das Gebiet im Nordwesten Indiens, die Küste im Osten und die Tiefebene des Ganges Haupthandels- und Umschlagplätze waren. Das Ratnapariska, die älteste Quelle, erwähnt bereits den Export von Diamanten vor dem 6.Jh. In einem anonymen griechischen Schriftstück aus dem 1.Jh. findet sich die Erwähnung einiger indischer Hafenstädte, die damals für den Diamanthandel bekannt waren.

Hier wurde der Diamant zum ersten Mal mit der berühmten Seestraße in Zusammenhang gebracht, die die Küste von Malabar mit dem Persischen Golf verbindet und die bis zu Beginn der Römerzeit eine der Haupthandelsstraßen war.

Bald aber knüpften kleine italienische Küstenrepubliken lebhafte Beziehungen zu den Hafenstädten des Mittelmeers (Alexandria, Tyrus, Byzanz), in denen alle Waren einliefen, die das Rote Meer und den Persischen Golf passiert hatten.

Dieser Zustand hielt an, bis Vasco da Gama 1498 einen direkten Seeweg nach Ostindien entdeckte.

Bis dahin besaßen Perser und Araber das Monopol für den Karawanentransport. So hatten die einheimischen Herrscher auch ein Vorkaufsrecht für alle Edelsteine, deren Transport sie sicherstellten.

Die Küstenstadt Venedig besaß vom 13.-16.Jh. das Diamantmonopol, als Bindeglied zwischen Europa und dem Orient. Damit wurde die Dogenstadt zum größten Lagerhaus indischer Produkte auf dem Kontinent.

Die ersten Informationen über eine bestehende Diamantenindustrie in Europa betreffen Süddeutschland, dessen große Städte seit Beginn des 16.Jh. einen dauerhaften Handel mit Venedig betrieben.

Brügge, das „Venedig des Nordens“, verdankt diesen Namen nicht nur seinen Kanälen sondern auch einer bedeutenden Kolonie italienischer Händler, die neben Seidenwaren Diamanten aus der Dogenstadt zum Schleifen mitbrachten. Da es offenbar weniger riskant war, Rohdiamanten als geschliffene Steine zu transportieren, entwickelte sich Brügge allmählich zu einem berühmten Schleifzentrum.

Gegen Ende des 15.Jh. verlagerte sich, wie viele andere wirtschaftliche Bereiche auch, der Diamanthandel nach Antwerpen, wo sich neue Erleichterungen im Transport und Umsatz anboten. Die Achse Lissabon-Antwerpen entstand schon Mitte des 15.Jh.

Einmal im Jahr legten Schiffe aus Indien in der portugiesischen Hauptstadt an, von der aus die Diamanten nach Antwerpen, London, Amsterdam und Venedig verteilt wurden.

Antwerpen wurde damit zum Hauptumschlagplatz der von Indien importierten Produkte.

Der Handel mit den neuen brasilianischen Diamanten gestaltete sich vorerst schwierig, war doch der Nymbus der „Indischen Diamanten“ sehr groß. Die Brasilianer griffen daher zu einer List und brachten ihre Diamanten in die indische Hafenstadt Goa, die wie Brasilien eine portugiesische Kolonie war. Von dort wurden sie nach Indien geschmuggelt und fanden auf diesem Umweg ungehindert Zugang nach Europa.

Von 1888 bis 2000 kontrollierte das britisch-südafrikanische Kartell DE BEERS einen Großteil des weltweiten Diamantenhandels. Das Diamantsyndikat bestimmte über seine „Central Selling Organisation“ (CSO) bis zu 80% des Rohdiamantenhandels, lenkte das Angebot und sicherte so den Exportländern und den vertrauensvollen Käufern weitgehende Preisstabilität.

Nach der Privatisierung im Jahr 2001 verkauft die De Beers „Diamond Trading Company“ (DTC) ihre Diamanten an sorgfältig ausgewählte Kunden, die so genannten „Sightholders“. In den letzten Jahren hat sich das Unternehmen aufgrund von Schwierigkeiten in den USA wegen seiner Monopolstellung vom Handelskartell weitgehend zurückgezogen und kontrolliert nur mehr ca. 25-30% des weltweiten Diamanthandels.

Viele der einstigen Partner von De Beers, die früher als Zulieferer tätig waren, vermarkten nun ihre Diamanten selbst, wie z. B. Alrosa (Russland), Rio Tinto und BHP (Australien und Kanada).